Zuallererst geht es darum, eine passende Fantasy-Welt zu installieren. Analog zu erfolgreichen Onlinespielwelten taufen wir diese kurzerhand „World of Soulcraft“ (WoS). In dieser finden sich spirituell Berufene, hier „User“ genannt, als Helden eines mitreißenden Filmdrehbuches wieder. Über die Konsumation der passenden Produkte kann sich das zahlende Publikum selbst in das Geschehen einklinken. Angetrieben von allerlei Sehnsüchten und eingewickelt von geschickter Dramaturgie werden die User von diesem inszenierten Phantasma immer abhängiger. Je tiefer sie in die Geschichte hineinschlittern, desto auserwählter fühlen sie sich. Und je augenscheinlicher ihre Manipulation zutage tritt, desto massiver ihre Nachfrage nach energetischen Palliativen. In der Hoffnung, das Unwahrscheinliche dennoch Wirklichkeit werden zu lassen, bemühen sich die Protagonisten, immer weitere User mit ins Boot zu holen. Sie agieren nun selbst als freiberufliche Vertreter für das Unsichtbare und übernehmen frohen Mutes den Vertrieb. Der Regisseur des Ganzen kann sich getrost zurücklehnen und hemmungslos abkassieren. Denn er verdient an allem ordentlich mit, tut aber die ganze Zeit so, als wäre er nur einer von ihnen.
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